03 Check

Prüfung auf konzeptionelle Mängel

Das Product Field bietet eine formale Grammatik für Produktinnovation. Mit ihr lassen sich die Beziehungen zwischen ihren Aspekten beschreiben und analysieren, die Konsistenz von Beschreibungen prüfen und die Praktikabilität konkreter Innovationen validieren.

RELATIONEN — Bei der Entwicklung und Einführung neuer Produkte interagieren Akteure, Strategien, Artefakte und Bedingungen. Die Grammatik des Product Field bildet Interaktionsmuster zwischen Populationen dieser Komponenten als Relationen zwischen Aspekten ab. Die Modellrelationen gelten als erfüllt, wenn die von ihnen repräsentierten Interaktionen erfolgreich sind.

VALIDIERUNG — Aus den Relationen lassen sich Mustersätze bilden, die verwandte Aspekte semantisch miteinander verknüpfen und die mit Beschreibungen der korrespondierenden Komponenten gefüllt werden. Zu diesen Komponenten können empirische Belege gesammelt werden, die die entstehende Aussage bestätigen.

Validieren und verbessern lässt sich damit …

  • die Kohärenz und Vollständigkeit der Beschreibung einer Innovation: Wenn Beziehungen identifiziert werden, zu denen empirische Belege fehlen, können weitere Belege gesammelt, das Mapping erweitert und die Beschreibung der Innovation vervollständigt werden. Dies erhöht die Selbstwahrnehmung, das Verständnis und damit die Fähigkeit des Systems für gemeinschaftlich ausgerichtetes Handeln.
  • die Kohärenz und damit die Praktikabilität der Innovation selbst: Wenn empirisch leere Beziehungen, das heißt erfolglose Interaktionen, Transitionen oder Verbindungen identifiziert werden, können die Ursachen analysiert, fehlende Attribute dem System hinzugefügt und Lücken geschlossen werden. Dies verbessert die Innovation an sich.

Insbesondere kann so der Core/Context-Fit der Produktinnovation validiert und verbessert werden.

Relationnen

Relationen zwischen Context-Aspekten

Relationen zwischen Context-Aspekten repräsentieren entweder Interaktionen oder Übergänge: Einerseits agieren Akteure, Strategien, Artefakte und Bedingungen miteinander, erzeugen Feedback-Schleifen, komplexe Interaktionsmuster und nicht lineares Systemverhalten.

Andererseits, und das wird auf dem Canvas visuell deutlich, sind die Abgrenzungen zwischen Goals und Motivations, Users und Customers, Production und Distribution, Drivers und Enablers unscharf: Manche Komponenten können wahlweise einem oder zwei Aspekten zugeordnet werden, oder sie können de facto zwischen ihnen wechseln, was die Dynamik des Systems erhöht.

Relationen zwischen Context- und Core-Aspekten

Relationen zwischen Context- und Core-Aspekten repräsentieren entweder direkte oder indirekte Interaktionen: Einerseits wirken Akteure, Strategien, Artefakte und Bedingungen direkt und kausal auf die Attribute des Wertangebots eines Produkts, indem sie sie z. B. gestalten, herstellen oder ersetzen.

Andererseits wirken abstrakte Entitäten und Produktattribute nur auf indirekte Weise kausal durch vermittelnde, ausübende oder verkörpernde Akteure, Strategien, Artefakte und Bedingungen – z. B. wenn sie andere Entitäten prägen, beanspruchen oder beeinflussen.

Relationen zwischen Core- und Center-Aspekten

Die Core-Aspekte repräsentieren das Wertangebot des Produkts, welches selbst durch das Center des Product Field repräsentiert wird. Das bedeutet, dass die Relationen zwischen Core- und Center-Aspekten die Verkörperung des Wertangebots in einem Produkt explizieren.

Diese Verkörperung von abstrakten Entitäten und Attributen in einem Produkt erklärt, wie sie (indirekte) kausale Wirksamkeit gewinnen können.

Validierung

Eine Produktinnovation ist erfolgreich, wenn ihre Mittel und Ziele die Verwirklichung des Wertversprechens in einem konkreten Produkt unterstützen und das Produkt erfolgreich bei Benutzern und Kunden eingeführt ist. Mit anderen Worten: Bei einer erfolgreichen Produktinnovation passen Core und Context gut zusammen.

Üblicherweise wird dieser Core/Context Fit in drei Qualitäten erfolgreicher Innovation erfasst: Desirability (User Value), Viability (Business Value) und Feasibility (praktische Machbarkeit). Da Product Thinking Nutzer und Kunden als potenziell unterschiedliche Stakeholder behandelt, differenziert das Product Field zusätzlich zwischen der Desirability aus Nutzersicht und der Marketability gegenüber Kunden.

Die resultierenden vier Qualitäten entsprechen den im Modell des Product Field beschriebenen vier Elementen von Produktinnovation.

Der Core/Context Fit wird mithilfe der Grammatik des Product Field validiert: Aus den im Modell beschriebenen Beziehungen werden vier Mustersätze gebildet, die jeweils vier Aspekte miteinander verbinden und eine oder mehrere Eigenschaften erfassen. Diese Mustersätze werden als Vorlagen genutzt und vervollständigt mit den Beschreibungen der Akteure, Strategien, Artefakte oder Bedingungen, die den jeweiligen Aspekten entsprechen.

Wenn die resultierenden Aussagesätze sinnvoll sind, ist die Beschreibung der Innovation konsistent. Wenn die Aussagen empirisch belegt werden können, ist die Innovation in sich kohärent – sie hat (partiellen) Core/Context Fit.

Viability

Eine Produktinnovation ist tragfähig (viable), wenn sie eine praxistaugliche Geschäftsidee ausdrückt: Wenn also das Produkt und seine Uniqueness den Goals der Organisation und ihrer Drivers gerecht werden.

Goals
goals
leads
drivers
drivers
to shape
uniqueness
uniqueness
that differentiates
product
product

Feasibility

Eine Produktinnovation ist machbar (feasible), wenn sie mit den verfügbaren Ressourcen realisiert werden kann: Wenn also die Enablers des Unternehmens die Production in die Lage versetzen, die im Produkt realisierte Solution herzustellen.

Enabler
enablers
empowers
production
production
to build
solution
solution
realized in
product
product

Marketability

Eine Produktinnovation ist marktfähig (marketable), wenn es einen ausreichend großen adressierbaren Markt gibt: Wenn also die Distribution der Organisation in der Lage ist, genügend Customers zu erreichen, die bereit sind, eine bestehende Alternative durch das neue Produkt zu ersetzen.

Distribution
distribution
reaches
customers
customers
who replace
alternative
alternatives
with
product
product

Desirability

Eine Produktinnovation ist wünschenswert (desirable), wenn sie einen wirklichen User Value erzeugt: Wenn also das Produkt ein Problem löst, das Users bislang davon abgehalten hat, bestimmten Motivations nachzugehen.

Product
product
solves
problem
alternatives
which impedes
motivations
motivations
that move
users
users
CHECK in der Praxis

Wenn Sie die Templates zur Validierung ausfüllen, sollten Sie systematisch alle Fakten eines Aspektes durchgehen.

Für jeden zu validierenden Fakt sollten Sie mindestens eine sinnvolle Aussage bilden können, und die insgesamt formulierten Aussagen sollten zumindest einen losen Bezug zueinander haben.

Wenn das nicht gelingt, könnte Folgendes passiert sein:

  • Wenn Sie aussagekräftige, aber völlig unabhängige Aussagen erhalten, könnten Sie auf eine Vermengung von unterschiedlichen Produktansätzen gestoßen sein.
  • Wenn keine Aussage sinnvoll ist, haben Sie entweder eine Inkonsistenz oder Unvollständigkeit in der Beschreibung identifiziert, oder Ihnen ist eine Unwucht oder ein Mangel in der Innovation aufgefallen.
  • Wenn Sie einen vereinzelten Fakt entdecken, der sich mit anderen Fakten nicht in sinnvollen Aussagen zusammenbringen lässt, haben Sie entweder einen Fremdkörper in Ihrer Produktinnovation entdeckt, oder es fehlen entsprechende Fakten – entweder in der Beschreibung Ihrer Innovation oder in der Innovation selbst.

Für die Überarbeitung oder Vervollständigung der Beschreibung Ihrer Innovation beziehungsweise die Analyse ihrer Defizite gibt es eine ganze Reihe von Methoden, die Ihnen helfen, strukturiert Fakten zu sammeln, Ideen zu generieren, Annahmen zu validieren, Zusammenarbeit zu fördern und Entscheidungsfindungen zu unterstützen.

Product Field · Die Referenz · CC BY-NC-ND 4.0 · K.P. Frahm, M. Schieben, W. Wopperer-Beholz · productfield.com

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